Der Deutsche Herbst 1977.
Einen Film analysieren

Die Geschichte um den Terrorismus in Deutschland wird immer wieder erzählt. Besonders Filme können unsere Vorstellung von dieser Zeit prägen, ohne dass Zuschauer sicher sein können, ob der Film der „Wahrheit“ entspricht. Geschichte ist immer ein bestimmter Blick auf die Vergangenheit. Daher ist es wichtig zu wissen, wie Regisseure mit ihren Filmen Einfluss nehmen.

Welche Vorstellung von der Geschichte des Deutschen Herbstes will der Regisseur Heinrich Breloer mit seinem Film „Todesspiel“ vermitteln?

Aufgabe 1: Szenen für ein Storyboard entwickeln

Nimm an, es wird ein neuer Film über den Deutschen Herbst 1977 produziert. Es geht um eine Sequenz im Gefängnis direkt nach der Entführung. Die Terroristen sind in ihrer Zelle und erfahren über das Fernsehen vom Anschlag. Zur selben Zeit erhalten die Vollzugsbeamten den Auftrag, die Kontaktsperre umzusetzen.

  1. Entwirf erste Ideen für ein Drehbuch. Wähle dafür 8-12 der vorgeschlagenen kurzen Szenen aus und ordne sie für eine Verfilmung in einer sinnvollen Reihenfolge an. Wie könnte deiner Meinung diese Sequenz aussehen?

Arbeitsfläche

Drehbuch

  1. Beamte werden über die Kontaktsperre informiert
  2. Beamte warten auf den Staatsanwalt
  3. Beamte gehen zur Zelle
  4. Beamte öffnen die Tür
  5. Beamte klären Baader, über die Durchsuchung der Zelle auf
  6. Beamte gehen wortlos in die Zelle
  7. Beamte nehmen Radio und Fernseher aus der Zelle
  8. Baader sitzt auf dem Boden und schaut die Nachrichten
  9. Baader steht und schaut aus dem Fenster
  10. Baader schaut sprachlos zu den Beamten
  11. Baader isst Nüsse
  12. Baader steht vor dem Fernseher
  13. Baader sitzt auf der Matratze
  14. Baader sitzt nahe der Zellentür
  15. Baader wird aus der Zelle gebeten
  16. Baader wird wortlos zurückgelassen
  17. Beamte schließen die Tür
  18. Beamte durchsuchen das Zimmer

Aufgabe 2: Wirkung des Films

Schau dir den Filmausschnitt an. Er zeigt ebenfalls die Situation in Stammheim direkt nach der Entführung.

  1. Welcher Eindruck von den Terroristen und welcher Eindruck vom Staat wird vermittelt? Markiere jeweils 3–4 Eigenschaften.

Arbeitsfläche

Terroristen

überheblich, eingeschüchtert, hoffnungsvoll, verzweifelt, willkürlich, siegessicher, ungeduldig, kämpferisch, skrupellos, rücksichtslos, schonungslos, unkontrolliert, impulsiv, übertrieben, respektlos, verständnisvoll, ungeniert, souverän, hemmungslos , hektisch, unsicher, ruhig, besonnen, rechtsstaatlich, gesetzeskonform

Staat

überheblich, eingeschüchtert, hoffnungsvoll, verzweifelt, willkürlich, siegessicher, ungeduldig, kämpferisch, skrupellos, rücksichtslos, schonungslos, unkontrolliert, impulsiv, übertrieben, respektlos, verständnisvoll, ungeniert, souverän, hemmungslos , hektisch, unsicher, ruhig, besonnen, rechtsstaatlich, gesetzeskonform

Aufgabe 3a: Wie kommt der Eindruck zustande?

Auswahl der Elemente

Allein die Auswahl der Elemente für die Filmsequenz, die ein Regisseur vornimmt, ist bereits eine Interpretation der Geschichte. Das bedeutet, es gibt keine neutrale Perspektive. Welche Absicht ein Regisseur verfolgt, wird durch einen Vergleich von zwei Sequenzen klar. In der linken Spalte siehst du eine Reihe von Standbildern, die die Szene bei Baaders Zellendurchsuchung wiedergeben könnte.

  1. Stelle diesen Bildern etwa 4–6 Standbilder aus dem Film „Das Todesspiel“ gegenüber, von denen du denkst, sie geben die Haltung von Staat und Terrorist gut wieder. Verwende das Kamerasymbol, um Standbilder zu erzeugen.
  2. Erläutere in 3–5 Sätzen den Unterschied zwischen dem skizzierten Storyboard und deinen Standbildern. Nutze dazu auch deine Überlegungen aus Aufgabe 1 und 2.01

Arbeitsfläche

Aufgabe 3b:

Kamera, Einstellungen

Mit welchen filmischen Mitteln wird das Verhältnis von Terrorist Baader und dem Staat dargestellt?

  1. Schaue dir die Sequenz an.
  2. In der Sequenz befinden sich 5 Einstellungen. Positioniere jeweils pro Einstellung die Kamera mit ihrer Blickrichtung und der Kamerabewegung. Benenne die Kameraperspektiven mit dem richtigen Icons.
  3. Erstelle 3–5 Standbilder, die die Einstellungsgröße festhalten und positioniere sie auf dem 2. Teil der Arbeitsfläche.
  4. Weise jeweils den richtigen Marker zu und informiere dich über die Wirkung, die normalerweise mit dieser Einstellung erzeugt werden soll.
  5. Frosch-Perspektive Untersicht Augenhöhe Aufsicht Vogelperspektive gekippter Winkel
    Weit / Panorama Totale Halbtotale Halbnahe Nahe Groß Detail
  6. Halte in einem Notizkärtchen in etwa 5 Stichwörtern fest, wie das Verhältnis zwischen Terrorist und Staat dargestellt ist, und wie es filmisch umgesetzt wird.

Arbeitsfläche

Werkzeuge
Kameraperspektive
Einstellungsgröße

Aufgabe 4: Wie kommt der Eindruck zustande?

Wie versucht der Regisseur die Echtheit seiner Geschichte zu untermauern? Das Todesspiel ist kein Geschichtsspielfilm, sondern ein Dokudrama, das heißt, es werden gespielte Szenen mit Zeugnissen aus der Vergangenheit vermischt. So versuchen sie den Eindruck von Echtheit zu vermitteln.

  1. Schau dir den Filmausschnitt an und erstelle ein Standbild, wenn Quellen aus der Vergangenheit ausdrücklich verwendet werden.
  2. Beschreibe pro Standbild in einem Satz, welche Wirkung erzielt werden soll.
Werkzeuge
  1. Was denkst du? Hilft diese Art der Verfilmung dir, die Vergangenheit besser zu verstehen? Oder täuscht sie eher eine Echtheit vor, die es so gar nicht gibt? Schreibe dazu etwa 10 Sätze.

(Extra-) Aufgabe 5: Geschichte vermitteln über ein Dokudrama?

  1. Was sollte ein Schüler deines Alters über ein Dokudrama zum Thema „Deutscher Herbst 1977“ wissen? Schreibe deine Position in etwa 10 Sätzen auf. Nimm deine Überlegungen aus den Aufgaben dieser Einheit mit auf.